Als Bewerbungstrainerin und JobCoach beobachte ich, dass manche Bewerber/innen in Hamsterräder laufen. Was hat sich verändert?
Heute sind Jobwechsel selbstverständlich
Wer im Berufsleben erfolgreich zu sein will, kommt seit einigen Jahren nicht um die Themen Lebenslanges Lernen und berufliche (Um-) Orientierung herum. Anpassung ist gefragt und damit auch die permanente Beobachtung des Arbeitsmarktes.
Aller Anfang war schwer
Während es noch vor 20 Jahren verpönt war, alle fünf Jahre den Arbeitgeber oder Beruf zu wechseln, gilt dies heute für die meisten Branchen als Ausdruck moderner Anpassungsfähigkeit und Resilienz. Ich erinnere mich gut an die Anfangszeit meiner Tätigkeit als Bewerbungstrainerin und JobCoach. Damals wurden häufige Jobwechsel auf dem Lebenslauf mit Scham betrachtet, da dem Bewerber Unstetigkeit unterstellt wurde. Die Umbewertung von beruflicher (Um-) Orientierung war und ist bis heute ein wichtiger Aspekt meiner Coachings. Die Teilnehmer/innen meiner Bewerbungstrainings befassten sich damals erstmalig mit der Erarbeitung von Bewerbungsstrategien.
Häufige Bewerbungsphasen bringen Routine
Es ist nicht unüblich, dass z. B. Berufsanfänger/innen sich alle drei Jahren weg bewerben, um spezielle Berufserfahrungen zu sammeln. Viele Fachkräfte wechseln nach fünf Jahren ihre Arbeitstellen. Häufig sind finanzielle, persönliche oder familiäre Gründe ausschlaggebend für berufliche (Um-) orientierungen. Daher sind gute Bewerbungsskills für die berufliche Weiterentwicklung unabdingbar.
Bewerbungsstrategien, die einmal zum gewünschten Erfolg geführt haben, werden nach dem Motto „never change a running system“ üblicherweise auch bei den nächsten und übernächsten Bewerbungsphasen eingesetzt. Besonders in intensiven Bewerbungsphasen werden die angeeigneten Routinen so gefestigt, dass sie bestimmte Orientierungstypen (z. B. Flow-, Burner-, Schildkrötentyp) entwickelt haben.
Routine wird zum Hamsterrad
Für routinierte Bewerber/innen kann das Verfolgen der einst erfolgreichen und daher alt bewährten Bewerbungsstrategie zum Selbstzweck werden. „So bin ich bisher immer an eine neue Stelle gekommen“ , höre ich häufig von Klienten/innen, die sich aktiv bemühen. Dass der Lauf im Hamsterrad es unmöglich macht, ein Ziel zu erreichen, ist eine Erkenntnis, die oft lange auf sich warten lässt.
Aus diesem Grunde bitte ich meine Klient/innen gleich zu Beginn unserer Zusammenarbeit, sämtliche Bewerbungsbemühungen einzustellen. Wenn das Hamsterrad zum Stillstand gekommen ist, kann die Orientierung beginnen. Mit den zentralen Fragestellungen Was kann ich – was will ich – was liebe ich werden die Grundlagen für Zielentwicklung und Neupositionierung gelegt.
Copyright Hanna Sostak